Der Reclaim Award 2020 wurde durch eine Kunstaktion des Reclaim Kollektivs der Öffentlichkeit angekündigt.
Die Reclaimfarben haben 14 Tage vor Beginn der eigentlichen Ausstellung eine Teil des öffentlichen Werberaums besetzt. Ohne weitere Informationen, in zufälliger Hängung präsentiert, luden die farbigen A1 Plakate zur Reflexion über Funktion und Gebrauch von Werbeflächen ein.
Straßenkünstler nutzten die im öffentlichen Raum präsenten Farbflächen. Sie zeichneten sich ein, taggten und beklebten die Oberflächen.
Coronabedingt hingen die im A1 Format geschalteten Plakate viel länger als gedacht. Normalerweise werden die Flächen zeitnah überklebt. In der Regel mit Ankündigungen für Konzerte, Lesungen und anderen Kulturevents. Da diese auf Gund von Corona nicht stattfinden konnten, gab es auch keine Ankündigungsplakate, die sich den Reclaim-Plakaten aufgesetzt hätten. Entsprechend wurden die meisten Farbflächenplakate ein halbes Jahr nicht überklebt oder entfernt.
Während dieses langen Zeitraums waren Sie nicht nur künstlerischen Einflüssen ausgesetzt, sondern auch Witterungsbedingungen, wie Wind, Regen und Schnee. Alle diese Spuren haben sich eingeprägt. Hinzu kamen noch Phänomene wie Abriss und Ausbleichen. Manche Farbflächen waren direkt auf der Wand befestigt, während andere als zehnte Lage einem vielschichtigen Plakatblock abdeckten. Diese strukturellen Verweise und das Bespielen der Flächen mit Tags und anderen Zeitzeichen, transformierten die Flächen in abstrakte Kunstwerke. Das Reclaim-Kollektiv hat diese Flächen wieder von den Wänden genommen und die Arbeiten als eigenständige Ausstellung aufgearbeitet.